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Brot des Lebens

Kommentar zum 19. Sonntag im Jahreskreis von Bodo Bost (11.08.2024)

Im heutigen Evangeliumtext spricht Jesus von sich als dem "Brot des Lebens". Mit dem Brot als Grundnahrungsmittel begann die erste menschliche Hochkultur in Mesopotamien. In Ägypten lehrte der Gott Osiris die Menschen, Weizen anzubauen, Mehl zu mahlen und Brot zu backen. Auch für die Griechen der Antike war das Brot, wie der Wein und das Öl - ein „Kulturprodukt“. Im Alten Testament verurteilte Gott Adam und Eva nach dem Sündenfall dazu, ihr Brot künftig „im Schweiße ihres Angesichts“ zu essen (Genesis 3, 18-19). Brot war die Voraussetzung einer sesshaften Gesellschaft, es hatte einen hohen Stellenwert. Das ungesäuerte Brot, die Matze, „das Brot der Eile“; nahmen die Israeliten bei ihrer Flucht aus der ägyptischen Gefangenschaft mit. Dieses „Brot der Freiheit“ teilte Jesus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern, als er mit ihnen das jüdische Pessach Fest feierte und damit die Liturgie einsetzte.  

Brot gilt als eines der bedeutendsten jüdischen und christlichen Symbole. Brot steht für das göttliche Geschenk, für Großmut, Bereitschaft zum Teilen. Deshalb fand es Eingang ins christliche Grundgebet, dem Vaterunser. „Unser tägliches Brot gib uns heute“ ist eine Bitte um leibliche wie geistige Nahrung. Brot kann auch ein Gottesgeschenk sein: Etwa wenn Moses sein Volk in der Wüste mit Nahrung, die vom Himmel fällt, speist oder beim Letzten Abendmahl, als Jesus das Brot zum Symbol für seinen Leib macht. Brot wird aber auch zum Sinnbild des Teilens, wenn Jesus beim Wunder der Brotvermehrung am See Genezareth die Anzahl der Brote vervielfacht, um die Menge zu ernähren, die ihm gefolgt war. 

Im heutigen Evangeliumstext ist „Brot des Lebens“ keine Brotsorte, sondern eine Person! So wichtig, wie das Brot als Grundnahrungsmittel für unseren Körper ist, so wichtig ist Jesus Christus, der Sohn Gottes, für unsere Seele, das heißt für unser ewiges Leben. Wir müssen essen, um zu leben, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen der Nahrung für den Körper und der Nahrung für die Seele, zwischen materieller und geistiger Nahrung. Der Körper ohne Nahrung stirbt, er wird von der Seele getrennt und die Teile, aus denen er besteht werden wieder zu Staub. Auch die Seele, der die Nahrung der Gnade vorenthalten wird, wird von Gott getrennt. Aber die Seele kann, anders als der Körper, nicht sterben. Für die Seele besteht der Tod nicht darin, dass sie verschwindet, sondern dass sie der Gnade Gottes beraubt wird, von der sie ihre Existenz hat. 

 Jesus lehrt uns im heutigen Evangelium, dass er selbst diese geistige Nahrung und dieses Leben ist: Seine Göttlichkeit und seine Gnade haben die  Seele geschaffen, sie sind auch in der Lage, ihr Nahrung zu geben, das heißt, ihr das Leben zu vermitteln. So wie unser Körper  täglich Nahrung braucht, um nicht zu sterben, braucht unsere Seele täglich Jesus und die Verbindung mit ihm, weil uns aus dieser Beziehung die Kraft zufließt, die unsere Seele braucht. Wenn wir längere Zeit auf diese Nahrung verzichten, dann stirbt unser Glaube. Wenn der Glaube tot ist, dann leben wir ein Leben ohne Gott. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Seele dieses Brot des Lebens täglich hat. Deshalb kann Jesus sagen: „Müht euch für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird“. (Joh. 6,27)

Brot des ewigen Lebens

Im Gegensatz zum Manna, das die Vorfahren in der Wüste gegessen haben und trotzdem gestorben sind, läßt uns das Brot, das Jesus uns gibt, sein Fleisch, an der Ewigkeit teilhaben. Im Teilen von Brot und Wein schenkt Jesus uns sein Leben und ist mitten unter uns. Es ist kein verderbliches Brot, das wir essen und das uns hungrig zurücklässt, sondern es ist der Schöpfer aller Dinge, der in einer Form zu uns kommt, die die Schwäche unserer Menschheit angenommen hat. Aus dem Brot des Lebens ist ein Sakrament der Einheit und der Gemeinschaft mit Gott und Mensch geworden, ein Symbol, das über das hinausweist, was es darstellt. Dieses Sakrament nährt uns jeden Tag, wie das tägliche Brot. 

Weil Jesus Mensch geworden ist, kann der Mensch durch ihn zum Glauben kommen und dadurch selbst am ewigen Leben teilhaben. Durch den Glauben wird Jesus die Quelle des geistlichen Lebens. Jesus fordert in diesem Evangelium auf, über die bloße physische Existenz hinauszuschauen und die tiefere spirituelle Realität zu erkennen, die in Jesus geoffenbart wird und die uns am Ewigen teilhaben läßt. Wenn wir Jesus als das Brot des Lebens erkennen, sind wir auf demn Weg zu ewigem Leben in tiefer Gemeinschaft mit Gott.

Bodo Bost

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