Zusammen wird es gelingen
Kommentar zum 15. Sonntag im Jahreskreis von Daniel Graul (14.7.2024)
Jesus schickt die Jünger jeweils zu zweit hinaus in die Welt. Auch am Palmsonntag heißt es, dass zwei den Saal für das letzte Abendmahl vorbereiten sollen. Und auch die Emmausjünger sind zu zweit unterwegs. Ist das Zufall?
Jesus greift im Evangelium eine alte jüdische Tradition auf. Nämlich, um glaubwürdig zu kommunizieren, ist es besser zu zweit zu sein. Auch beim Propheten Kohelet heißt es, dass zwei besser sind als einer allein (vgl. Kohelet 4,7). Auch lassen sich schwierige Aufgaben im Leben besser bewältigen, wenn man zu zweit ist. Überforderung kann man vermeiden, wenn man eine Sache zu zweit angeht. Jemanden an seiner Seite zu wissen, ist beruhigend und gibt Kraft. Das gilt auch für die Verkündigung des Evangeliums. Im kleinstmöglichen Team von zwei Personen gelingt die Verkündigung besser.
Keiner der Apostel war auf der Missionsreise alleine. Auch der heilige Paulus war in seinem missionarischen Wirken stets von Mitarbeitern begleitet. Aber es waren nicht nur Teams von Männern unterwegs. In der Zeit der ersten Christen gingen auch verheiratete Paare hinaus in die Welt, um Zeugnis vom Evangelium abzugeben. So wurde der heilige Paulus zum Beispiel vom Ehepaar Priska und Aquila auf seiner Missionsreise begleitet (vgl. Apg. 18,18).
Wenn heute die Rede ist von Kirche und Glauben, dann denken die meisten an den Papst, die Bischöfe, die Geistlichen und an die Gläubigen in den Pfarreien. Wir denken eher an einzelne Personen. Aber es braucht mehr. Kardinal Lehmann schrieb in seinem Buch „Mit dir gelingt’s“: „Die Familie ist die erste und wichtigste Kirche für jeden Menschen.“
Die Kirche entstand nicht, weil man sich in den Kirchen versammelt hat. Die Kirchengebäude, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Es waren christliche Ehepaare und Familien, die ihre Wohnungen zur Verfügung stellten, um gemeinsam zu beten, sich über den Glauben auszutauschen und um andere Menschen im Glauben zu unterrichten. Man sprach und spricht noch von der sogenannten Hauskirche.
Auch heute bedarf jede Pfarrei christlicher Zellen, das heißt christlicher Familien und Gruppen, in denen das Evangelium im Mittelpunkt steht, wo man sich über den Glauben austauscht und wo man zusammen den Glauben lebt. Die Pfarrei braucht Gruppen, die den Glauben nach außen hin bezeugen. Auch das ist Gottesdienst.
Damals schickte Jesus die Jünger zu zweit hinaus in die Welt. Damit bekam die Botschaft mehr Gewicht. Auch heute brauchen der Glaube und das Evangelium Christen, die sich zusammentun, also Gleichgesinnte. Die Pfarrei hört mit Existieren auf, wenn sich keiner mehr zusammentut und wenn es nur noch christliche Individualisten gibt. Die Glaubensgemeinschaft, also auch die Pfarrei, wird durch Vielfalt und Gemeinschaft lebendig – also das Gegenteil von Einzelkämpfer.
Darum meine Frage an Sie: Mit wem würden Sie gerne Ihren Glauben teilen, leben und verkünden?